Karte 332
Europa 1921
Die Karte zeigt die tiefgreifenden Veränderungen in der politischen Struktur Europas nach dem Ersten Weltkrieg, die erst Ende 1921 zu einem gewissen Abschlußgekommen waren. In den bereits 1919 ausgehandelten Friedensverträgen von Paris (Trianon und St. Germain) und Versailles wurden insbesondere die Staatenwelt in der Mitte sowie im Osten und Südosten Europas nachhaltig verändert. Im Vertrag von Versailles verlor das (nun als Republik konstituierte) Deutsche Reich ca. ein Drittel seiner Staatsfläche, vor allem an das neugegründete Polen, das auch seine vor 1914 durch Rußland und Österreich annektierten Gebiete zurückerhielt. Ostpreußen wurde vom Reichsgebiet abgetrennt, Danzig wurde Freie Stadt unter dem Protektorat des Völkerbundes, das Memelgebiet fiel zunächst unter Kontrolle der Siegermächte.
Als Folge der Auflösung der großen multinationaler Staaten (Rußland, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich) entstanden eine Reihe neuer Länder. Auf ehemaligen russischen Territorium waren das Finnland sowie die baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen). Als sog. "Nachfolgestaaten" der ehemaligen Habsburger Monarchie entstanden Österreich (als Republik), die Tschechoslowakei (als Republik), Ungarn (formal als Königreich) sowie das sog. "Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen", das später in Jugoslawien umbenannt wurde. Außerdem vergrößerte Rumänien sein Staatsgebiet beträchtlich. Auf dem Gebiet des ehemaligen russischen Zarenreichs, das bereits 1917 durch die Oktoberrevolution zur sozialistischen Republik geworden war, entstanden als Nachfolgestaaten die Russische Föderative Sowjetrepublik und (mit allerdings eingeschränkter Souveränität) drei weitere Sowjetrepubliken (SSR), die Ukrainische SSR, die Weißrussische SSR sowie die Grusinische SSR. Das Osmanische Reich war im Frieden von Sèvre (August 1920) ursprünglich auf Anatolien begrenzt worden, hatte aber unter Führung der Nationaltürken 1921/22 dagegen gekämpft. 1922 hatte es allerdings vorerst nahezu sein gesamtes europäisches Gebiet verloren, darüber hinaus auch seine Territorien im Nahen Osten, die zu Mandatsgebieten Frankreichs und Großbritanniens wurden.
Im Westen Europas hatte sich - ebenfalls eine Folge des Ersten Weltkriegs - Irland als "Freistaat" etabliert, formal noch als Teil des britischen Commonwealth und ohne die (mehrheitlich protestantische) nordirische Provinz Ulster, die als "Nordirland" unmittelbar bei Großbritannien verblieb. (A. Kunz)
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